Montag, 14. März 2016

4 von 5 für "Das Seehaus" von Kate Morton

Ich muss gestehen, die Autorin Kate Morton ist bisher an mir vorbeigegangen, obwohl mir ihre Bücher durchaus bekannt sind. Eine große Familiensaga gehört auch nicht zu meinem alltäglichen Lesefutter.
Doch als ich den Klappentext hinter dem wundervollen Cover las, war ich direkt Feuer und Flamme. Ein altes verlassenes Anwesen in England? Super, ich bin dabei. Wo geht es rein?
Polizistin Sadie befindet sich im Zwangsurlaub bei ihrem Großvater in Cornwall. Beim Joggen stößt sie auf ein verlassenes Anwesen, versteckt in einem großzügigen Park. Die vornehme Einrichtung schläft unter einer hohen Staubschicht. Die neugierige Sadie stellt Nachforschungen an und erfährt, dass vor 70 Jahren zum Sonnenwendenfest auf dem Anwesen der Edevanes ein kleiner Junge verschwand und nie wieder gesehen wurde. Sadie nimmt die Ermittlungen wieder auf...

Der Klappentext klang spannend und so stutzte ich ersteinmal als die ersten Kapitel zum größten Teil in der Vergangenheit spielten, wollte ich doch direkt in das verlassene Haus einsteigen. Doch die Autorin springt ersteinmal zwischen den Jahren 1931-33 und 1912 hin und her. Wir erfahren einiges über die Charaktere der Familie Edevane und deren wohlhabende Lebensumstände. Eleonore heiratet den jungen Arzt Anthony und gebährt ihm während des ersten Weltkrieges drei Töchter, Deborah, Alice und Clementine. Die Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein. Alice begleiten wir hauptsächlich. Sie ist neben Sadie und Eleonore eine weitere Protagonistin der Geschichte. Im Jahre 2003, wo die "Gegenwart" des Romanes spielt ist Alice eine erfolgreiche Krimiautorin in ihren 80ern, die mit der Schuld am Verschwinden ihres kleinen Bruders kämpft. Alice fand ich großartig gerade als alternde Frau, die mit ihrer Kindheit hadert und auch nur spekulieren kann, was vor 70 Jahren passierte.

So verweben sich viele Handlungsstränge des Buches und sollen den Fall um den verschwundenen Theo  möglichst verworren und spannend gestalten. Ich schätze jeder wichtige Charakter hat einmal einen Storyabschnitt aus seiner Sicht erzählt. Dabei fand ich besonders faszinierend die Geschichte aus der Sicht des 11 Monate alten Theos zu lesen.
Doch dabei hatte ich gerade in den ersten 100 Seiten des Buches Probleme mich an den blumigen und ausschweifenden Erzählstils der Autorin zu gewöhnen. Der 600 Seiten starke Roman wäre locker mit 150 Seiten weniger ausgekommen. Im Laufe der Handlung hatte ich mich an den Stil gewöhnt, doch dahinfliegen wollten die Kapitel leider trotzdem nicht.

Das größte Manko der Familiensaga ist für mich die mangelnde Spannung. Ich wusste seltsamerweise immer zuvor, was passieren würde und welche Rolle die jeweilige Figur im Buch zum Ende hin haben würde. Damit scheine ich allerdings relativ allein dazustehen. In anderen Rezensionen, die ich las, war nie das Wort "vorhersehbar" zu finden. Doch für mich war der Roman und dessen Ende bis auf kleine, wenige Ausnahmen sehr vorhersehbar. Der große AHA-Moment, auf den eine geheimnisvolle Familiensaga setzte sollte, fehlte mir.

Doch trotz meines Kritikpunktes ist "Das Seehaus" eine atmosphärisch dicht erzählte Familiengeschichte, die Fans der Autorin sicher begeistern wird. Auch ich habe Sadies Ermittlungsarbeiten und die Rückblenden in Alice Jugend sehr genossen. Während ich die Passagen vor mir hatte, hatte ich übrigens das Titelthema von Downtown Abbey im Ohr. ;)

Vielen Dank an den Diana-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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